Mikroanalytische Lackuntersuchung einzigartig !?

Durch Verkehrsunfälle entstehen Lacksplitter, Lackabrieb und Lackantragungen der unfallbeteiligten Fahrzeuge, welche am Unfallort oder an den anderen Fahrzeugen gesichert werden können. Besonders bei Unfällen mit Fahrerflucht können diese Spuren entscheidende Beweise darstellen.

Mikroanalytische Lackuntersuchungen suggerieren vielfach eine Täterüberführung. Dabei wird meist vernachlässig, dass die heutigen Fahrzeuglacke verschiedener Fahrzeughersteller identisch sind und eine Probenentnahme unsachgemäß durchgeführt wurde. Das ausschließliche Verlassen auf eine mikroanalytische Lackuntersuchung ist in vielen Fällen fehlerbehaftet und vermittelt dadurch ein falsches Ergebnis, auch wenn die Analysten hier von einer Einzigartigkeit sprechen, bedürfen solche Fälle der vollständigen Aufklärung durch die Unfallrekonstruktion.

Vorgehensweise

Sind erste Maßnahmen nach einem Unfall getroffen und der Unfallort abgesichert, können
bereits Spuren gesichert werden. Fotos haben hier eine wichtige Funktion, zumal sie in
Zeiten von Smartphones und Digitalkameras leicht und unproblematisch aufgenommen
werden können. Versuchen Sie, Maßstäbe ins Bild einzubeziehen, am besten natürlich ein
Zollstock. Hilfreich können aber auch Kreditkarten oder sonstige Gegenstände mit bekannter
Größe sein. Mit deren Hilfe lassen sich später Größen und Abstände bewerten.
Nicht vergessen: Legen Sie ein Protokoll an, falls es die Polizei nicht bereits macht.
Bestehen Unklarheiten oder Streitigkeiten, sollte in jedem Fall die Polizei hinzugezogen
werden. Die Polizei wird Spuren sichern können, wobei sich Lackabrieb, Lacksplitter oder
Lackübertragung bestens mit der so genannten „Spurfixfolie“ sicherstellen lassen. Entsprechende Lackproben sollten durch einen fachkundigen Sachverständigen sichergestellt werden und dokumentiert werden.
Die sichergestellten Lackproben können sich Unfallgutachter oder Fachanwälte bei
Streitfragen aushändigen lassen und diese einer Lackuntersuchung unterziehen. Meist
reichen kleinste Mengen aus.

Untersuchung

Im Regelfall erfolgt nun eine lichtmikroskopische Untersuchung. Hier werden unter
definiertem Kunstlicht und mittels Mikroskop erste Charakteristiken festgehalten. Hier
erfolgen beispielsweise Farbvergleiche und Abriebspuren werden fotografisch festgehalten.
Weiterhin erfolgt die Auswahl eines repräsentativen Bereiches, der für die mikroanalytische
Untersuchung genutzt wird.
Der ausgewählte Bereich muss für die rasterelektronenmikroskopische Untersuchung
(REM-Untersuchung) vorbereitet werden; also vakuumtauglich und leitfähig werden. Bei der
REM-Untersuchung wird die Probe normalerweise in Draufsicht untersucht. Augenmerk liegt
dabei auf der Morphologie des Lackabriebs und der Lacksplitter, sowie auf dem Auftreten
(Dichte und Größe) von Partikeln bzw. Füllstoffen. Solche Bestandteile definieren den Lack
und machen diesen einzigartig.

Bei der vergleichenden mikroanalytischen Lackuntersuchung werden nun die
charakteristischen Merkmale einer jeden Lackprobe zusammengestellt und mit den
Merkmalen einer anderen Lackprobe verglichen. Hat sich der Lack eines Fahrzeugs auf das
andere Fahrzeug übertragen, bestand also Kontakt zwischen beiden Fahrzeugen, lassen
sich diese Spuren mikroanalytisch belegen.
Die Ergebnisse der Untersuchung werden in einem Bericht zusammengefasst und erörtert.

Lackprobe Fahrerflucht

Anhand eines Beispiels erkläre ich einen Fall der Fahrerflucht/ Unfallflucht, wie dieser mit einer Lackprobe der Polizei geklärt werden konnte.