Unfalldaten auslesen aus einem Fahrzeug nach einem Unfall ?

Darf die Polizei Fahrzeugdaten nach einem Unfall auslesen ?

Nach heutiger Gesetzeslage dürfen die Ermittlungsbehörden nach einem Unfall die Daten eines Fahrzeuges auslesen und beschlagnahmen.

In vielen Fällen wird das Airbagsteuergerät ausgelesen und die gewonnenen Daten verwendet.

Warum die Interpretation dieser Daten meist falsch ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Moderne Autos stecken voller intelligenter Technik. Die macht sie sicher und komfortabel. Doch es gibt eine Kehrseite der Medaille: Nach einem Unfall oder angeblichen Tempoverstoß können Daten den Täter automatisch überführen. So wird der Firmenwagen möglicherweise zum Verräter am eigenen Fahrer. Wie schnell das gehen kann, erlebte ein Tesla-Fahrer im September 2018 in Berlin. Wie “Der Tagesspiegel” berichtet, war er in einer 80er-Zone mit 197 km/h geblitzt worden. Per Gerichtsbeschluss wurde die Europazentrale von Tesla aufgefordert, die im Fahrzeug gespeicherten Daten herauszugeben. Das Ergebnis: Der Tesla hatte im Sekundentakt Position und Tempo an die Zentrale gefunkt. Laut dem “Tagesspiegel” konnte die Polizei so die gesamte Tour rekonstruieren und herausfinden, dass der Fahrer auf der tempobegrenzten Stadtautobahn bis zu 209 km/h schnell unterwegs war.

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Airbags sammeln Fahrdaten

Um Leben retten zu können, müssen Airbag-Steuergeräte Bewegungsdaten des Fahrzeugs in Echtzeit erfassen. Nach einem Unfall lassen sich daraus sensible Crash-Daten extrahieren. Das ist nicht immer im Interesse des Halters oder Herstellers.

BOSCH CDR – CRASH DATA RETRIEVAL 

Steuergeräte erfassen aus den Informationen der Signale der Sensoren die aktuelle fahrdynamische Situation, um z.B. die Notwendigkeit einer Airbagauslösung oder eines ausgleichenden Eingriffs an einem oder mehreren Räder “vorherzusehen”. Dazu sind korrespondierende Daten zumindest vorübergehend in den Steuergeräten, oft in dem ACM -Airbagsteuergerät- abgelegt.

Die für eine Unfallrekonstruktion erforderlichen Daten, z.B. Geschwindigkeiten, können mit unserem Bosch CDR ausgelesen werden. Das Bild rechts zeigt den Auslesevorgang an einem (aus einem Unfallfahrzeug ausgebauten) Airbagsteuergerät. Je nach Zerstörungsgrad kann der Auslesevorgang meist direkt am Fahrzeug ohne Ausbau durchgeführt werden.

EDR – EVENT DATA RECORDER | EREIGNISSPEICHER

Der EDR Ereignisspeicher legt (meist die letzten 5 Sekunden vor einem Unfall und die dann folgenden 2 Sekunden) die fahrdynamisch relevanten Daten codiert in einem Ringspeicher ab, der im Airbagsteuergerät (ACM) verbaut ist. Die Sensordaten werden meist über den CAN-Bus zugesteuert und vom Steuergerät permanent ausgewertet, um kritische Fahrsituationen und Kollisionsereignisse sofort zu erkennen. Die Bosch CDR Hardware kann die Datenströme und Protokolle der verschiedenen Fahrzeughersteller auslesen und sichern.

EDR Ereignisspeicher auslesen

Intelligente Sensor- und Fahrer­assistenz­systeme erfassen unentwegt die Bewegungs­daten des Fahr­zeuges. Die Daten­ströme laufen in den Steuer­geräten zusammen und werden permanent im laufenden Betrieb ausgewertet. Die sensible Elektronik wird bevor­zugt in de­for­mations­geschützten Ge­häusen und relativ Crash-sicheren Be­reich­en im Fahr­zeug verbaut.

Sollte es dennoch mal bei extrem schweren Fahrzeug­kollisionen zu Beschädigungen oder Stecker- oder Buchsen­ab­rissen kommen, kann mit einer sehr hohen Sicherheit davon aus­ge­gangen werden, dass wir die Daten dennoch auslesen und aus­werten können.

In diesen Fällen muss das Gehäuse – bzw. das was noch vorhanden ist – aus­gebaut werden, ein Zu­griff über die OBD Schnitt­stelle wird in dieser Situation nicht mehr möglich sein. Im Zeit­alter aus­gereifter Regel­systeme mit Brems- und Be­schleunigungs­ein­griffen sind markante Spuren­zeichnungen bei Unfällen eher seltener geworden.

Die Rekonstruktionsvoraussetzungen bei strittigen Kollisionen sind dann eher dürftig. Umso wichtiger ist und wird zukünftig die Auswertung der EDR Daten in der Unfallrekonstruktion sein. Neben den Fahrdynamikdaten wie Ge­schwindigkeiten, Ver­zögerungen, Lenk­manöver stehen für die Gesamtbetrachtung weitere Daten wie Gas­pedal­stellung, An­gurt­situation der Insassen, Sitz­ein­stellungen, Brems­licht­schalter, Motor­drehzahl etc. zur Ver­fügung. So­lange kein Unfall­ereignis eintritt sind, diese Daten nach wenigen Sekunden aus dem Ringspeicher gelöscht.

Sind die ausgelesenen EDR Daten nach einem Unfall falsch ?

Die ausgelesenden EDR Daten in aufbereiteter Tabellenform suggerierten eine tadellosen Unfallhergang, welcher in 0,5 Sekunden Schritte bis zu 5 Sekunden vor dem Unfall aufgezeichnet werden. Diese Daten werden sehr oft fehlerhaft interpretiert und die Auswertung dieser Daten zeigte, dass diese meist mit einer fundierten Unfallrekonstruktion im dargestellten Ablauf in Einklang zu bringen sind.